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Milchflasche

Milchflasche - Symbolbild: Tim Reckmann / pixelio.de

Bald wieder Milch in Pfandflaschen

Nach 20 Jahren kehrt die wiederbefüllbare Milchflasche in die Supermärkte zurück.

Vor zwei Jahrzehnten sind sie aus den heimischen Supermärkten verschwunden: Die klassischen braunen Milchflaschen und Joghurtgläser. Seither gab es Milch und Joghurt aus heimischer Produktion nur mehr in Bechern, Tetrapacks und Plastikflaschen. Nur eine deutsche Molkerei war weiterhin mit Joghurt in Mehrweggläsern in den Kühlregalen vertreten. Milch in der Glasflasche gab‘s nur in ausgewählten Biogeschäften, Hofläden und auf Bauernmärkten.

Im Frühjahr 2018 erlebte die Milchflasche ihre Renaissance: Die oberösterreichische Berglandmilch brachte wieder Milch in Glasflaschen und Joghurt in Gläsern auf den Markt. Und das unter den eigenen Marken „Schärdinger Berghof“ und „Tirol Milch“ sowie für die Bio-Handelsmarken „Ja!Natürlich“ und „Spar Natur Pur“. Die neue Verpackung wurden von den Kunden begeistert aufgenommen: Man sei vom großen Erfolg selbst überrascht gewesen, sagt Berglandmilch-Geschäftsführer Josef Braunshofer im Life-Radio Interview.

Schlechte Ökobilanz der Einwegflaschen

Auch wenn Milch und Joghurt im Glas bei den Kunden gut ankommen: Für die Umwelt waren die neuen Gebinde aber kein Gewinn, denn anders als früher wurden sie nicht wiederbefüll. Einmal leergetrunken oder ausgelöffelt, waren sie ein Fall für den Glascontainer. Das verschlechterte die Ökobilanz, zu hoch waren Energie- und Transportaufwand. Umweltschutzorganisationen sparten deshalb nicht mit Kritik an der Einweglösung.

Bestärkt von der Beliebtheit der neuen Flaschen haben Berglandmilch sowie die Handelsketten Spar und Rewe auf die Kritik an der Wegwerfverpackung reagiert und gemeinsam mit Greenpeace ein Mehrweg-Konzept erarbeitet. „Nach dem großen Erfolg der neuen Milchflaschen war es für uns logisch, den nächsten Schritt zu gehen. Auch in Diskussion mit Greenpeace, die uns dazu aufgefordert haben. Es war uns wichtig, weiterzudenken und zu sagen, wir bleiben nicht bei der Einwegglasflasche stehen. In Zeiten wie diesen ist eigentlich Mehrwegglas das wirklich Richtige. Und daher gehen wir jetzt diesen Schritt“, sagt Berglandmilch-Chef Josef Braunshofer im Gespräch mit Life-Radio-Redakteurin Ortrun Schandl.

22 Cent Pfand

Die neuen Mehrwegmilchflaschen stehen ab 2. März in den Supermärkten von Spar, Billa, Merkur und Adeg im Kühlregal. Für die Flaschen werden 22 Cent Pfand verlangt, zurückgeben kann man sie in allen Filialen der genannten Supermärkte, unabhängig davon, wo sie gekauft wurden. Braunshofer schätzt, dass eine Milchflasche zumindest 15 Mal wiederbefüllt werden kann, bevor sie aussortiert wird und zum Altglas wandert. Das verbessert die Ökobilanz entscheidend, denn die Herstellung und das Recycling von Glas verbrauchen viel Energie. So viel, dass nach Ansicht von Umweltexperten die Einwegmilchflasche weniger umweltfreundlich ist als ein Tetrapack.

Hinzu kam bei Berglandmilch der extrem hohe Transportaufwand: Die Einwegglasgebinde wurden in Kremsmünster in Oberösterreich hergestellt, in Wörgl in Tirol befüllt und dann wieder quer durch Österreich in die Geschäfte transportiert. Das gesammelte Altglas wiederum landete großteils in Pöchlarn in Niederösterreich, im steirischen Köflach und in Kremsmünster.

Zweite Abfüllanlage in Niederösterreich

Auch bei Mehrwegflaschen ist der Transportaufwand ein entscheidender Faktor für die Ökobilanz. Deshalb hat die Berglandmilch eine zweite Abfüllanlage installiert, erklärt Geschäftsführer Braunshofer: „Es wird jetzt an zwei Standorten Milch in Glas abgefüllt: in Wörgl und in Aschbach in Niederösterreich. In Aschbach ist auch die Flaschenwaschanlage angesiedelt, denn die Leergebinde sollten nicht mehr als 200 bis 250 Kilometer weit zurücktransportiert werden. Da bietet sich der Standort Aschbach an: Er liegt quasi in der Mitte zwischen den großen Konsumzentren Salzburg, Linz und Wien.“

Weiterhin in Einweggläser abgefüllt wird vorerst das Joghurt von Berglandmilch und den Biomarken „Ja!Natürlich“ und „Spar Natur Pur“. Die Molkerei denkt aber auch da an eine Umstellung auf Mehrweg: „Wir müssen uns jetzt bei der Milch ansehen wie es uns geht mit dem Reinigen, mit den Etiketten. Wir müssen Erfahrung sammeln. Dann wird das Joghurtglas der nächste Schritt sein. Aber ein Schritt nach dem anderen“, sagt Berglandmilch-Geschäftsführer Braunshofer.

Flaschen unbedingt ausspülen

Ob die neue Mehrwegmilchflasche tatsächlich ein Erfolg wird, liegt auch in der Hand der Konsumenten: Sie sollten die leeren Milchflaschen unbedingt ausspülen und mit dem aufgeschraubten Deckel wieder zurückgeben. Denn bleiben Reste in der Flasche zurück, muss die Molkerei scharfe Chemikalien zur Reinigung einsetzen. Und offene, nicht ausgewaschene Milchflaschen sorgen für Geruchsbelästigung in den Leergutlagern der Supermärkte und ziehen Fliegen sowie anderes Ungeziefer an. Diese Probleme waren es auch, die vor 20 Jahren zum Aus der Mehrwegmilchflaschen beigetragen haben.

Berglandmilch-Geschäftsführer Josef Braunshofer

Berglandmilch-Geschäftsführer Josef Braunshofer erklärt, warum die Molkerei jetzt auf Mehrweg setzt

Berglandmilch Geschäftsführer Josef Braunshofer

Berglandmilch-Geschäftsführer Josef Braunshofer - Bild: Berglandmilch

Berglandmilch Werk Aschbach

Das Berglandmilch-Werk in Aschbach -Bild: Berglandmilch