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Müll - Symbolbild

Symbolbild: Rudolpho Duba / pixelio.de

Brauchen wir eine Ausflügler-Maut?

Viele Ausflugsregionen in Oberösterreich stöhnen unter dem Andrang und den zurückbleibenden Müllbergen. Soll man die Ausflügler zur Kasse bitten?

Staus auf den Zufahrten, volle Parkplätze, überlaufene Wanderwege: Seit Ausbruch der Corona-Pandemie geht es rund in vielen Ausflugsgebieten in Oberösterreich. Bürgermeister, Landwirte und Tourismusverbände stöhnen vielerorts unter dem Ansturm und klagen über Tonnen von Müll, die nach einem schönen Wochenende liegen bleiben: auf Wiesen, Feldern und Parkplätzen. Die Beseitigung kostet viel Zeit und Geld.

Soll man die Besucher mit einer Ausflügler-Maut an den Kosten für ihre Hinterlassenschaften beteiligen? Das wäre sicher eine Überlegung wert, sagt der Bürgermeister von Grünau im Almtal, Wolfgang Bammer, im Life-Radio-Interview. Allerdings sei das aus rechtlichen Gründen nicht möglich. Denn Landes- oder Gemeindestraßen seien öffentliches Gut und für alle da. „Ich glaube auch nicht, dass weniger Leute kommen, wenn wir fürs Parken etwas verlangen“, sagt der ÖVP-Politiker.

Müll kann Tiere töten

Fakt ist: Dosen, Flaschen und Sackerln sind nicht nur ein gewaltiges Ärgernis für die Landwirte. Sie sind auch eine echte Gefahr für die Tiere. „Wenn wir mit dem Mäher drüberfahren, dann wird der Müll zerkleinert. Und diese Teile landen dann im Heu und in der Silage. Wenn die Tiere das am Ende fressen, drohen schwere Verletzungen, die sogar zum Tod des Viehs führen können“, sagt die oberösterreichische Landwirtschaftskammer-Präsidentin Michaela Langer-Weninger, die im Mondseeland selbst einen Biobauernhof führt. Besonders ärgert sie, dass die Landwirte den Müll, den Spaziergänger liegen lassen oder Autofahrer einfach aus dem Fenster werfen, nicht nur einsammeln, sondern auch noch auf ihre Kosten entsorgen müssen.

Abfallverband fordert Dosen-Pfand

Helfen könnte da ein Pfand auf Plastikflaschen, Dosen und Einweg-Glasflaschen. So, wie es in Deutschland vor fast 20 Jahren eingeführt worden ist. „Wenn es Geld für die Verpackungen gibt, dann werden sie auch nicht achtlos weggeworfen. Wir finden alles Mögliche in der Landschaft, aber kaum Pfandflaschen. Weil die einen Wert haben“, erklärt Roland Wohlmuth, ÖVP-Bürgermeister in Brunnenthal im Innviertel und Vorsitzender des Landesabfallverbandes (LAV).

Ein Entwurf für ein Einweg-Pfand liegt seit Monaten in Wien. Umweltministerin Leonore Gewessler von den Grünen drängt auf eine rasche Umsetzung. Doch es geht nichts weiter. Warum? „Leider hängt’s in Wien. Das muss man ganz offen sagen. Wir haben zwei Regierungsparteien. Eine wird das nicht wollen, die andere will es. So schaut’s derzeit aus. Wir arbeiten intensiv daran. Aber leider gibt es eben Kreise, die das derzeit in Wien massiv behindern“, sagt LAV-Vorsitzender Wohlmuth im Life-Radio-Gespräch.

Es sind vor allem einflussreiche Vertreter von Teilen des Handels sowie einige Getränkeabfüller, die die Einführung des Dosenpfands in Österreich torpedieren. Und sie stoßen damit bei dem einen oder anderen Politiker der Bundes-ÖVP auf offene Ohren. Trotz dieser Widerstände hofft Ministerin Gewessler, dass sie das Pfand auf Einweg-Getränkeverpackungen bis zum heurigen Herbst endlich durchbringt.

Take Away lässt Müllberge wachsen

Doch es sind nicht nur Dosen und Flaschen, die in die Natur geschmissen werden. Auch Hundekot-Sackerln sind ein Problem: „Die werden zwar benützt, dann aber einfach im Wald ‚entsorgt‘“, ärgert sich Grünaus Bürgermeister Wolfgang Bammer. Und mit der Schließung der Gastronomie letztes Jahr im November hat auch das Essen zum Mitnehmen einen Boom erlebt. Zurück bleiben von Burger, Schnitzel und Co. dann Unmengen an Verpackungen. Dieser „Take-Away-Müll“ sei massiv mehr geworden, bestätigt der LAV-Vorsitzende. Nicht nur deswegen hofft jetzt auch Bürgermeister Wolfgang Bammer auf eine baldige Wiedereröffnung der Gasthäuser. „Wenn an einem Wochenende drei- bis viertausend Personen am Almsee hinten sind und die Gasthäuser geschlossen haben, dann ist die Wertschöpfung für unseren Ort sehr, sehr gering. Das ist die Problematik derzeit.“

Wenn die Pläne der türkis-grünen Bundesregierung halten, dann sollen Gastronomie und Hotels ab Mitte Mai wieder aufsperren. Mit Eintrittstests und strengen Sicherheitsmaßnahmen. Wenn die Menschen dann zumindest innerhalb Österreichs wieder auf Urlaub fahren können, wird auch der Druck auf die Ausflügler-Hotspots nachlassen. Und wenn die Oberösterreicher ihr Bratl wieder beim Wirt vom Teller essen und die Halbe dazu aus dem Glas trinken können, wird wieder weniger Mist in der Landschaft landen. Hoffen zumindest Bürgermeister, Landwirte und Mitarbeiter der Straßenmeistereien.

Daniel Kortschak

Wolfgang Bammer, Bürgermeister von Grünau, über die Idee einer Ausflügler-Maut

LAV-Vorsitzender Roland Wohlmuth darüber, warum beim Dosenpfand nichts weitergeht

LK-Präsidentin Michaela Langer-Weninger über die tödliche Gefahr durch Müll für Tiere