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Verkehrsunfall

Symbolbild - laumat.at / Matthias Lauber

Neun Verkehrstote in nur einer Woche

Oberösterreich liegt bei der Zahl der tödlichen Verkehrsunfälle bundesweit an der Spitze.

Schon 28 Menschen sind seit Jahresbeginn auf den oberösterreichischen Straßen gestorben. So viele wie in keinem anderen Bundesland. Allerine in der vergangenen Woche haben neun Menschen ihr Leben im Straßenverkehr gelassen. Häufigste Ursache für die tödlichen Unfälle ist inzwischen Raserei. Immer wieder stoppen Polizisten Autofahrer, die die erlaubte Höchstgeschwindigkeit um mehr als das Doppelte überschreiten.

Rasen ist in Österreich billig

Doch Raser kommen in Österreich vergleichsweise glimpflich davon: Die Strafen sind im internationalen Vergleich niedrig, Gefägnisstrafen für gefährliche Raser bei uns die absolute Ausnahme. „Seit Jahrzehnten weiß man von der Gefahr exzessiver Geschwindigkeitsübertretungen und nimmt diese offensichtlich in Kauf“, kritisiert Othmar Thann, Direktor des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV). „Wir diskutieren viel über illegale Autorennen und das Konfiszieren von Fahrzeugen, übersehen dabei aber, dass nach derzeitigem Stand ein Autofahrer weiterhin nur mit einer verhältnismäßig kleinen Geldstrafe zu rechnen hat, wenn er zum Beispiel statt mit 50 km/h mit 95 km/h vor einer Schule vorbeirast. Für ein Kind, das diese Straße quert, bedeutet ein Zusammenstoß mit über 90 km/h aber Verletzungen, die es nicht überleben wird."

Härtere Strafen für Raser kommen

Ein von der Bundesregierung geschnürtes Verkehrssicherheitspaket soll das jetzt ändern: Die Strafen für extreme Geschwindigkeitsüberschreitungen sollen steigen, notorischen Rasern soll länger der Führerschein und im Extremfall sogar das Auto abgenommen werden. Die höheren Strafen für Raser sollen noch vor dem Sommer kommen. Bei der geplanten Beschlagnahmung der Autos von Verkehrsrowdys gibt es allerdings noch viele offene Rechtsfragen. Daher kann diese in Ländern wie Italien oder der Schweiz längst umgesetzte Maßnahme in Österreich frühestens gegen Ende dieses Jahres eingeführt werden.

Verkehrslandesrat gegen "Abzocke" von Autofahrern

Doch wird das ausreichen, um die oberösterreichischen Straßen wieder sicherer zu machen? Verkehrslandesrat Günther Steinkellner (FPÖ) sagt im Gespräch mit Life Radio-Reporter Daniel Kortschak (Audio weiter unten), es gehe nicht darum, Autofahrer "abzuzocken", wenn sie einmal ein Tempolimit geringfügig überschreiten. "Es geht darum, derer, die absichtlich diese Wahnsinns-Geschwindigkeiten fahren, sich dabei filmen und überhaupt keinen Führerschein haben, habhaft zu werden." Ein Problem seien auch ausländische Autofahrer, die ihre Verkehrsstrafen nicht bezahlen. Anders als in Österreich könne man da dann nicht den Fahrzeugbesitzer zur Verantwortung ziehen, so Steinkellner.

Verkehrssicherheitsexperten wollen strengere Strafen

Verkehrssicherheitsexperten betonen indes, dass extreme Raserei und illegale Straßenrennen nur die besonders deutlich sichtbare Spitze des Eisbergs sind. Es sind vor allem die Schnellfahrer im Alltag, die sich selbst, andere Autofahrer und ganz besonders schwächere Verkehrsteilnehmer wie Radfahrer und Fußgänger massiv gefährden. „Wer in einer Tempo-30-Zone doppelt so schnell als erlaubt fährt, gefährdet das Leben von Fußgängerinnen und Fußgängern. Ein Pkw, der mit 30 km/h einen Anhalteweg von elf Metern hat, hat bei 60 km/h nach diesen elf Metern noch die volle Geschwindigkeit“, erläutert Michael Schwendinger, Experte für Verkehrssicherheit beim Verkehrsclub Österreich (VCÖ). „Es ist ein ganz einfaches physikalisches Gesetz: Mit der Geschwindigkeit verlängert sich der Anhalteweg und damit steigt das Unfallrisiko. Und im Fall eines Unfalls steigt mit der Aufprallgeschwindigkeit die Verletzungsschwere. Es ist daher auch kein Zufall, dass die verkehrssichersten Staaten Europas niedrigere Tempolimits haben."

Der VCÖ begrüßt deshalb zwar das von der Bundesregierung geplante Gesetzespaket gegen Raser, kritisiert aber, dass Schnellfahrern weiterhin erst ab Tempo 90 im Ortsgebiet der Führerschein abgenommen wird. VCÖ und KFV fordern, diese Grenze auf 80 km/h zu senken sowie Tempoüberschreitungen ab 20 km/h innerorts und 30 km/h außerorts als Vormerkdelikt zu definieren.

Das ganze Interview mit Infrastrukturlandesrat Günther Steinkellner findet Ihr hier zum Nachhören:

Interview mit Infrastruktur-Landesrat Günther Steinkellner

Infrastruktur-Landesrat Günther Steinkellner (FPÖ) erklärt im Gespräch mit Life Radio-Redakteur Daniel Kortschak wie er gegen Raserei auf den Straßen in Oberösterreich vorgehen will.

Verkehrssicherheit im Vergleich

Grafik: VCÖ

Anhalteweg

Grafik: VCÖ

Diese Maßnahmen plant Verkehrsministerin Leonore Gewessler gegen Raserei:

  • Erhöhung des Strafrahmens von 2.180 auf 5.000 Euro bei stark überhöhter Geschwindigkeit
  • Verdopplung der Mindestentzugsdauern
    • Verdopplung Mindestentzugsdauer des Führerscheins bei einer Geschwindigkeitsüberschreitung der höchstzulässigen Geschwindigkeit im Ortsgebiet um mehr als 40 km/h und im Freilandgebiet um mehr als 50 km/h auf 1 Monat.
    • ebenfalls Verdopplung bei höheren Geschwindigkeitsüberschreitungen im Wiederholungsfall auf 3 Monate
    • ab 80/90 km/h-Überschreitung gilt das Vergehen als unter besonders gefährlichen Verhältnissen (6 Monate Führerscheinentzug und Nachschulung).
  • Verdopplung des Beobachtungszeitraums für wiederholte Geschwindigkeitsüberschreitungen auf 4 Jahre
  • Teilnahme an illegalen Straßenrennen als besonders gefährliches Delikt:
    • illegale Straßenrennen werden ausdrücklich als „besonders gefährliche Verhältnisse“ bzw. besondere Rücksichtslosigkeit im Sinne der Verkehrszuverlässigkeit deklariert und entsprechend gestraft
    • Sanktion: 6 Monate Entziehung der Lenkberechtigung, spätestens im Wiederholungsfall Verkehrspsychologische Untersuchung
  • Rasche Prüfung der rechtlichen Ausgestaltung und anschließend Umsetzung:
    • Beschlagnahme des Fahrzeuges in besonders gefährlichen Fällen extremer Raserei

Foto: www.laumat.at