Schon 28 Menschen sind seit Jahresbeginn auf den oberösterreichischen Straßen gestorben. So viele wie in keinem anderen Bundesland. Allerine in der vergangenen Woche haben neun Menschen ihr Leben im Straßenverkehr gelassen. Häufigste Ursache für die tödlichen Unfälle ist inzwischen Raserei. Immer wieder stoppen Polizisten Autofahrer, die die erlaubte Höchstgeschwindigkeit um mehr als das Doppelte überschreiten.
Rasen ist in Österreich billig
Doch Raser kommen in Österreich vergleichsweise glimpflich davon: Die Strafen sind im internationalen Vergleich niedrig, Gefägnisstrafen für gefährliche Raser bei uns die absolute Ausnahme. „Seit Jahrzehnten weiß man von der Gefahr exzessiver Geschwindigkeitsübertretungen und nimmt diese offensichtlich in Kauf“, kritisiert Othmar Thann, Direktor des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV). „Wir diskutieren viel über illegale Autorennen und das Konfiszieren von Fahrzeugen, übersehen dabei aber, dass nach derzeitigem Stand ein Autofahrer weiterhin nur mit einer verhältnismäßig kleinen Geldstrafe zu rechnen hat, wenn er zum Beispiel statt mit 50 km/h mit 95 km/h vor einer Schule vorbeirast. Für ein Kind, das diese Straße quert, bedeutet ein Zusammenstoß mit über 90 km/h aber Verletzungen, die es nicht überleben wird."
Härtere Strafen für Raser kommen
Ein von der Bundesregierung geschnürtes Verkehrssicherheitspaket soll das jetzt ändern: Die Strafen für extreme Geschwindigkeitsüberschreitungen sollen steigen, notorischen Rasern soll länger der Führerschein und im Extremfall sogar das Auto abgenommen werden. Die höheren Strafen für Raser sollen noch vor dem Sommer kommen. Bei der geplanten Beschlagnahmung der Autos von Verkehrsrowdys gibt es allerdings noch viele offene Rechtsfragen. Daher kann diese in Ländern wie Italien oder der Schweiz längst umgesetzte Maßnahme in Österreich frühestens gegen Ende dieses Jahres eingeführt werden.
Verkehrslandesrat gegen "Abzocke" von Autofahrern
Doch wird das ausreichen, um die oberösterreichischen Straßen wieder sicherer zu machen? Verkehrslandesrat Günther Steinkellner (FPÖ) sagt im Gespräch mit Life Radio-Reporter Daniel Kortschak (Audio weiter unten), es gehe nicht darum, Autofahrer "abzuzocken", wenn sie einmal ein Tempolimit geringfügig überschreiten. "Es geht darum, derer, die absichtlich diese Wahnsinns-Geschwindigkeiten fahren, sich dabei filmen und überhaupt keinen Führerschein haben, habhaft zu werden." Ein Problem seien auch ausländische Autofahrer, die ihre Verkehrsstrafen nicht bezahlen. Anders als in Österreich könne man da dann nicht den Fahrzeugbesitzer zur Verantwortung ziehen, so Steinkellner.
Verkehrssicherheitsexperten wollen strengere Strafen
Verkehrssicherheitsexperten betonen indes, dass extreme Raserei und illegale Straßenrennen nur die besonders deutlich sichtbare Spitze des Eisbergs sind. Es sind vor allem die Schnellfahrer im Alltag, die sich selbst, andere Autofahrer und ganz besonders schwächere Verkehrsteilnehmer wie Radfahrer und Fußgänger massiv gefährden. „Wer in einer Tempo-30-Zone doppelt so schnell als erlaubt fährt, gefährdet das Leben von Fußgängerinnen und Fußgängern. Ein Pkw, der mit 30 km/h einen Anhalteweg von elf Metern hat, hat bei 60 km/h nach diesen elf Metern noch die volle Geschwindigkeit“, erläutert Michael Schwendinger, Experte für Verkehrssicherheit beim Verkehrsclub Österreich (VCÖ). „Es ist ein ganz einfaches physikalisches Gesetz: Mit der Geschwindigkeit verlängert sich der Anhalteweg und damit steigt das Unfallrisiko. Und im Fall eines Unfalls steigt mit der Aufprallgeschwindigkeit die Verletzungsschwere. Es ist daher auch kein Zufall, dass die verkehrssichersten Staaten Europas niedrigere Tempolimits haben."
Der VCÖ begrüßt deshalb zwar das von der Bundesregierung geplante Gesetzespaket gegen Raser, kritisiert aber, dass Schnellfahrern weiterhin erst ab Tempo 90 im Ortsgebiet der Führerschein abgenommen wird. VCÖ und KFV fordern, diese Grenze auf 80 km/h zu senken sowie Tempoüberschreitungen ab 20 km/h innerorts und 30 km/h außerorts als Vormerkdelikt zu definieren.
Das ganze Interview mit Infrastrukturlandesrat Günther Steinkellner findet Ihr hier zum Nachhören: