Alfred Lichtenegger aus Bad Ischl ist leidenschaftlicher Vogelfänger und Obmann vom Verband der Vogelfreunde Salzkammergut. Neben seiner Garage hat der 56-Jährige ein eigenes Haus für seine Vögel gebaut: Mit zwei großen Käfigen - "Volieren" - aus Holz. Diese müssen mindestens vier Kubikmeter groß und waldartig ausgestattet sein. Die Regeln sind genau: "Wir dürfen Vögel fangen von 15.September bis 25.November. Von jeder Gattung - Kreuzschnabel, Stieglitz, Zeisel und Gimpel - ein Exemplar. Die werden mit nach Hause genommen und zu den Ausstellungen gebracht. Danach kommen sie daheim in die Volieren, da haben sie ihren Flugraum. Und die vier gefangenen Vögel müssen bis 10.April wieder der Natur zurück gegeben werden."
Für viele Naturschützer ist der Vogelfang reine Tierquälerei. 2006 wäre der Brauch beinahe verboten worden. Die Bevölkerung im Salzkammergut hat sich aber so aufgelehnt, dass statt eines Verbots genaue Gesetze gekommen sind. Für Gespräche mit Kritikern ist Alfred Lichtenegger offen. "Daraus lernt man", sagt er und fügt an: "Es ist unser Brauch. Und es stellt sich bei allen Dingen die Frage: Warum macht man das? Du musst zu deinem Hobby stehen. Du musst es aber auch so ausüben, dass es keine Tierquälerei ist. Wir sind auch bemüht, wenn sich jemand nicht an die Regeln hält, die eigenen schwarzen Schafe auszumisten."
Singvogelfang gibts im Salzkammergut seit über 400 Jahren. Ursprünglich zur Unterhaltung, in den dunklen Wintermonaten, bevor es Radio und Fernsehen gegeben hat. 2010 hat die Unesco den Vogelfang als "immaterielles Kulturerbe" anerkannt. Mehr erzählt Alfred Lichtenegger im Interview mit Life Radio Reporterin Martina Schobesberger.