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Graffiti verschönern Ukrainer-Notquartier in der Postcity Linz

Die langen grauen Wände im ehemaligen Postverteilerzentrum neben dem Linzer Hauptbahnhof sind jetzt knallbunt. Die Betreuung der Geflüchteten und die Verteilung auf private Unterkünfte funktioniert laut Rotem Kreuz sehr gut. Vor allem, weil so viele Oberösterreicher helfen.

Viele Jahre lang sind hier Briefe und Pakete für ganz Oberösterreich sortiert worden, dann war das Ars Electronica-Festival mehrfach zu Gast. Und jetzt spielen Kinder Fußball zwischen den markanten blauen Paketrutschen oder zeichnen mit bunten Kreiden Blumen auf den schwarzen Asphaltboden. Denn das frühere Postverteilerzentrum neben dem Linzer Bahnhof dient seit Anfang März als Erstaufnahmestelle und Notquartier für Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine nach Oberösterreich geflüchtet sind.

“Aktuell sind 86 Geflüchtete da. Seit Eröffnung der Notunterkunft im Postverteilerzentrum haben wir 407 Menschen auf der Flucht hier herinnen begleitet. Die meisten bleiben zwei Tage, drei Tage, vier Tage. Und dann gelingt es uns schon, sie in Privatquartiere zu vermitteln”, sagt Paul Reinthaler, Bezirksgeschäftsleiter beim Roten Kreuz in Linz, im Gespräch mit Life Radio-Reporter Daniel Kortschak direkt vor Ort im ehemaligen Postverteilerzentrum.

Die Hilfsbereitschaft der Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher sei großartig, sagt Reinthaler: “Sie müssen sich vorstellen: Wir haben seit Anfang März, seit wir Menschen auf der Flucht hier betreuen, 2.060 Ukrainer in Privatquartiere vermitteln können.” Sogar für eine ukrainische Mutter mit nicht weniger als neun Kindern, die dieser Tage nach Oberösterreich gekommen ist, ist innerhalb weniger Tage eine passende Bleibe gefunden worden: Die Familie kommt in einer 110 Quadratmeter großen Wohnung auf einem Bauernhof im Bezirk Braunau unter.

Paul Reinthaler vom Linzer Roten Kreuz im Gespräch mit Life Radio-Reporter Daniel Kortschak direkt vor Ort in der Postcity in Linz

Um die Ukrainer ein wenig von ihren schrecklichen Erlebnissen in der Heimat und den Strapazen der Flucht abzulenken, hat das Rote Kreuz jetzt Graffiti-Künstler eingeladen, die ewig langen grauen Wände in der Linzer Postcity zu verschönern. Zahlreiche international sehr erfolgreiche Sprayer haben sich bereiterklärt, ohne Honorar für den guten Zweck tätig zu sein. Mit dabei ist auch der Graffiti-Künstler Size Two aus Graz: “Für uns alle ist es wichtig, hier schöne Bilder zu malen, einfach etwas Buntes, was Ästhetisches, manchmal auch Witziges. Damit wir den Leuten, die hier ankommen, zeigen, dass es bei uns bunt bunt zugeht und ihnen den Tag ein bisschen zu versüßen mit unseren Bildern.” Ganz getreu dem Motto “Mehr Farbe ins Leben”, das Rotes Kreuz und die Graffiti-Künstler für die Aktion in der Postcity gemeinsam ausgerufen haben.

Video: Life Radio / Daniel Kortschak

“Ich glaube, es ist recht angenehm, wenn man hier ein bisschen Farbe sieht, wenn man ankommt und nicht nur graue Wände. Ich denke, wir können den Ort damit aufwerten, und es ist ja erwiesen, dass eine schöne Umgebung positiv auf die Psyche wirkt und einen kleinen Effekt hat es sicher. Wir sind froh, dass wir irgendetwas machen können, um den Aufenthalt für die Geflüchteten angenehmer zu machen.

Bei den Menschen aus der Ukraine, die in den früheren Posthallen vorübergehend Quartier genommen haben, kommt die Aktion gut an: Immer wieder beobachten Gruppen von Geflüchteten die Sprayer bei der Arbeit. Vor allem die Kinder freuen sich über das geschäftige Treiben, die Musik, die die Künstler mitgebracht haben und die bunte Abwechslung im grauen Alltag.

Unklar ist indes, wie viele Menschen noch vor dem Krieg in der Ukraine nach Oberösterreich flüchten. Die meisten von ihnen warten derzeit in den Nachbarländern Polen, Slowakei, Ungarn und Moldawien ab, wie sich die Lage weiter entwickelt. Viele hoffen, dass der Krieg bald vorbei ist und sie wieder in ihre Heimat zurückkehren können. Deshalb helfe das Österreichische Rote Kreuz seinen Schwesterorganisationen vor Ort mit Personal, Sachspenden und Geld, damit sie den Ukrainern möglichst gute Unterkünfte bieten können. Das gelinge derzeit auch sehr gut, erklärt Rotkreuz-Bezirksgeschäftsleiter Paul Reinthaler. “Aber wenn das nicht mehr möglich ist, dann werden Menschen weiterreisen, keine Frage.” Wie viele das sein werden, sei derzeit kaum abzuschätzen, sagt Reinthaler. In der Postcity in Linz sei man auf jeden Fall auf einen höheren Betreuungsbedarf für Geflüchtete gut vorbereitet. Und mit den bunten Graffiti wird den Menschen auf der Flucht jetzt auch ein noch freundlicherer und bunter Empfang bereitet.

Daniel Kortschak

Titelbild: Life Radio / Daniel Kortschak